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  • Mirjam Silber

JEWISH HERITAGE in Eberswalde - JÜDISCHSEIN aus EMISCHER und ETISCHER SICHT

Aktualisiert: 19. Juni 2023


In meiner neuen Heimatstadt Eberswalde widme ich mich nunmehr dem Jewish heritage, denn es gibt hier zahlreiche jüdische Spuren und als jüdische Insiderin kann ich viel dazu und auch zur Aufklärung über jüdisches Leben heute beitragen. Deshalb mache ich - gemeinsam mit engagierten nichtjüdischen Eberswalder Initiativen und Vereinen - nun auch geführte Touren zum Jewish heritage in Eberswalde und plane außerdem ein Projekt zum heutigen vielfältigen jüdischen Leben.


Warum verwende ich den Begriff "Jewish heritage" und nicht "Jüdisches (Kultur-)Erbe"? In der modernen rassismuskritischen Forschung lassen sich marginalisierte Gruppen nicht mehr fremdbenennen bzw. fremdbestimmen, sondern nutzen politische Selbstbezeichnungen, wie bspw. People of Color, Schwarze Menschen etc. - gleichermaßen in der antisemitismuskritischen Forschung. Aus emischer jüdischer Sichtweise, also jüdischer Insider-Sicht, bevorzugen wir Juden_Jüdinnen den Begriff "Jewish heritage", womit die Gesamtheit aller, vor allem auch der heute lebendigen jüdischen Ausdrucksformen gemeint ist. Insbesondere dieser Aspekt des HEUTIGEN jüdischen Lebens ist mir ein wesentliches Anliegen. Als ehemalige Ethnomusikologin war "emische" und "etische" Sicht für mich stets von elementarer Bedeutung, deshalb kenne ich mich wohl mit der Insider- und Outsiderposition besonders gut aus.


Zur Thematik "Jewish heritage" gibt es einen hochinteressanten Artikel von Sarah M. Ross und Dani Kranz, Bundeszentrale für politische Bildung; hier ein Auszug (Hervorhebungen von mir): Der Beitrag zeigt "die ganze Bandbreite gelebter jüdischer (Alltags-)Praktiken und Widersprüchlichkeiten einer pluralen jüdischen Gemeinschaft der Gegenwart auf: ein 'heritage', in dem das 'doing Jewish' ebenso zum Normalzustand gehört wie die dissonanten, traumabelasteten Züge, in denen sich die Folgen von Genozid, Flucht, Vertreibung und Migration spiegeln. DOCH ENTSCHEIDEND IST DABEI, DASS JÜDINNEN*JUDEN IHR 'JEWISH HERITAGE' FÜR SICH SELBST BEANSPRUCHEN [...] Nichtjüdische Hüter*innen des jüdischen Kulturerbes der Vergangenheit können sich akademisches Wissen darüber aneignen, doch KANN DER ZUGANG ZUM GELEBTEN 'JEWISH HERITAGE' NUR ÜBER DIE INGROUP UND DEREN EMISCHE PERSPEKTIVE, IHRE INNEN(AN)SICHTEN ERFOLGEN."


So sehr ich persönlich die engagierte Arbeit von nicht-jüdischen Initiativen und Vereinen zum Thema Judentum schätze (insbesondere unter dem mir sehr wichtigen Aspekt von Interkulturalität), so unverzichtbar ist es zugleich, dass jüdische Insider:innen mit dabei sind und für sich selbst sprechen.


© Mirjam Silber, Mai 2023


Ross, Sarah M. & Kranz, Dani (2023). "Jüdisches Kulturerbe" versus "Jewish heritage". Zum gesellschaftspolitischen Stellenwert von jüdischem Erbe in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung. Online unter: bpb (letzter Aufruf 2023.05.10)



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